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Familie Ehrmann
Familie Ehrmann
Moses Ehrmann, * 2. Dezember 1872, und Bertha Ehrmann, * 16. September 1884, waren Geschwister; Moses war der älteste Sohn und Bertha war die jüngste Tochter des jüdischen Religionslehrers Isaak Ehrmann und dessen aus Heppenheim stammender Ehefrau Karoline Hirsch. Als Kantor und Lehrer war Isaak Ehrmann für die Königer Juden eine wichtige Persönlichkeit; seine Familie lebte schon länger in König. Er wurde am 23. August 1839 in König als Sohn des im Jahr 1795 ebenfalls in der Odenwaldgemeinde zur Welt gekommenen Moses Ehrmann geboren; seine Mutter stammte aus Crumstadt und war eine geborene Esther Mayerfeld. Isaak versah, als er erwachsen geworden war, in der Judenschule von König seinen Dienst als Lehrer und Kantor und genoss einiges Ansehen; als er 1898 sein 25jähriges Dienstjubiläum feiern konnte, würdigte ihn die Zeitung „Der Israelit“ mit einer auf das Fest hinweisenden Anzeige, und zu seinem 70. Geburtstag berichtete dasselbe Blatt, Ehrmann habe „seinen Beruf in ununterbrochener 36jähriger Tätigkeit immer in uneigennütziger Weise zur Ehre Gottes ausgeübt.“
Aus der am 7. Dezember 1870 in Reichelsheim geschlossenen Ehe zwischen Isaak Ehrmann und Karoline Hirsch gingen neben Moses und Bertha Ehrmann die weiteren Kinder Dina und Hirsch Hugo Ehrmann hervor; Dina starb bereits im Alter von knapp drei Jahren und Hirsch Hugo zog in späteren Jahren nach Köln, von wo aus er und seine Familie in der Zeit des Nationalsozialismus in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrieren mussten.
Moses und Bertha Ehrmann blieben unverheiratet. Sie verließen im März 1939 angesichts des seit den Novemberpogromen des vorangegangenen Jahres anhaltenden Drucks König und lebten für einige Jahre in Frankfurt am Main; von hier wurden die Geschwister am 22. November 1941 nach Litauen in das Konzentrationslager Kowno (Kaunas) deportiert und zusammen mit fast dreitausend weiteren Juden aus Frankfurt, Berlin und München von einem Einsatzkommando der Einsatzgruppe A unter dem Befehl des SS-Standartenführers Karl Jäger ermordet.
Während der Pogromnacht im November 1938 in König wurde auch die Wohnung der Geschwister Ehrmann in der Bleichstraße 5 von den vorgeblich nach Beweisen einer Verwicklung der deutschen Juden in ein angebliches Komplott zur Ermordung des deutschen Diplomaten vom Rath in Paris „fahndenden“ Nationalsozialisten aufgesucht; in Verwirklichung ihres tatsächlichen Ziels, die hier wohnenden Juden zu verunsichern, in Angst und Schrecken zu versetzen und letztlich zum Wegzug zu bewegen, ließen sich die im Auftrag des NSDAP handelnden Marodeure Bargeld und Wertsachen von Bertha Ehrmann aushändigen; ob Moses Ehrmann zu den im Holzkeller des Königer Rathauses eingesperrten Juden zählte, zu der Scheinerschießung am alten Wasserwerk geführt wurde und für einige Wochen in das KZ Buchenwald eingeliefert wurde, konnte nicht mehr festgestellt werden.